Wenn das Bindegewebe aus dem Gleichgewicht gerät – Skleromyxödem Arndt-Gottron verstehen
12. Juni 2025

Wenn das Bindegewebe aus dem Gleichgewicht gerät – Skleromyxödem Arndt-Gottron verstehen
Manchmal gerät im Körper etwas so grundlegend durcheinander, dass nicht nur einzelne Organe, sondern das ganze System betroffen ist. So ist es beim Skleromyxödem nach Arndt-Gottron, einer sehr seltenen Erkrankung, bei der Haut, Immunsystem und innere Organe aus dem Gleichgewicht geraten. Für Betroffene kann das mit tiefgreifenden Veränderungen im Alltag verbunden sein – körperlich und seelisch.
Mehr als eine Hauterkrankung
Am auffälligsten ist oft die Haut: Sie wirkt geschwollen, verdickt oder knotig – vor allem an Gesicht, Händen oder Oberkörper. Diese Veränderungen entstehen, weil das Bindegewebe überschießt. Das ist aber nur die Oberfläche. Im Hintergrund arbeitet das Immunsystem auf Hochtouren – jedoch in die falsche Richtung. Es bildet Stoffe, die der Körper nicht braucht und nicht verarbeiten kann.
Das Immunsystem als Mitverursacher
Bei vielen Betroffenen lassen sich im Blut sogenannte Paraproteine nachweisen – ungewöhnliche Eiweiße, die durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems entstehen. Diese Stoffe können sich an verschiedenen Stellen im Körper ablagern und Schaden anrichten. Besonders empfindlich reagieren die Nieren, weil sie als Filterstation des Körpers ständig mit dem Blut in Kontakt sind. Werden sie überlastet, droht ein Funktionsverlust – mit weitreichenden Folgen für den gesamten Organismus.
Die Behandlung: Zwischen Hoffnung und Herausforderung
Zur Therapie wird häufig versucht, das fehlgeleitete Immunsystem mithilfe von Medikamenten – darunter auch Chemotherapien – zu bremsen. Ziel ist es, die Bildung der schädlichen Eiweiße zu verringern. Doch nicht jede Behandlung wirkt gleich gut. Manche Menschen vertragen die Medikamente schlecht oder erleben starke Nebenwirkungen. In solchen Situationen wird die Therapie zur Gratwanderung: Wie stark kann man eingreifen, ohne zusätzlichen Schaden zu verursachen?
Ganzheitliche Betreuung ist entscheidend
Weil Skleromyxödem viele Bereiche des Körpers betrifft, braucht es mehr als eine einzelne Fachdisziplin. Eine gute Versorgung entsteht dort, wo Hautärztinnen, Nierenspezialistinnen, Immunolog*innen und auch psychosoziale Teams zusammenarbeiten. So lässt sich nicht nur der körperliche Zustand im Blick behalten, sondern auch der Mensch hinter der Diagnose – mit all seinen Fragen, Ängsten und Hoffnungen.
Ein Leben mit der Krankheit
Auch wenn die Erkrankung selten ist, bedeutet sie für die Betroffenen meist eine dauerhafte Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper. Es geht darum, ihn zu verstehen, auf seine Signale zu achten und Wege zu finden, mit den Veränderungen umzugehen. Medizinische Unterstützung, gezielte Therapien und ein stabiles soziales Umfeld spielen dabei eine zentrale Rolle.
Toxopherese – eine unterstützende Maßnahme
Eine ergänzende Möglichkeit ist die Toxopherese. Dabei handelt es sich um ein Blutreinigungsverfahren, bei dem gezielt das Plasma vom Blut getrennt wird und krankhafte Stoffe entfernt werden, aber die guten Bestandteile aus dem Blut zum Großteil erhalten bleiben. Die Toxopherese kann dazu beitragen, akute Beschwerden zu lindern, die Nieren zu entlasten und den Zustand zu stabilisieren – besonders in kritischen Phasen oder wenn andere Behandlungen nicht anschlagen.
Fazit
Das Skleromyxödem Arndt-Gottron zeigt, wie eng unser Immunsystem, das Bindegewebe und unsere Organe zusammenarbeiten – und wie viel durcheinandergeraten kann, wenn dieses Zusammenspiel gestört ist. Je früher die Erkrankung erkannt und ganzheitlich begleitet wird, desto besser lassen sich schwere Verläufe abfedern und Lebensqualität erhalten.
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